Ein Tagebuch auf einer Schulhomepage? Was soll das denn?

Ein befreundeter Schulleiter aus Bayern betreibt einen privaten Blog. Dort berichtet er nahezu täglich über seine Arbeit als Schulleiter. (Er hat übrigens auch mal über unser "Pure Lust am Leben"-Video berichtet.) Dieser Blog brachte mich auf die Idee, auf der Homepage ein Tagebuch der Schule zu führen. Was findet sich in diesem Tagebuch? Gute Frage.

Ich werde in kurzen Stichpunkten (nicht in langen Beiträgen) von der Schule erzählen. Und vom Drumherum. Das Tagebuch gibt dabei explizit die Meinung von mir als Schulleiter, meine Gedanken und meine "Sicht auf die Dinge" wieder. Viel Spaß beim Reinschauen, Schmöckern und Blättern.

Euer und Ihr Markus Kremer

 


 

  • Ich bin mal wieder über das "Tagebuch" gestolpert. Irgendwie war in den letzten Monaten zu viel los (der aktuell letzte Tagebucheintrag ist vom 14. Mai 2022) und mir ging es wie früher als Kind. Da hatte ich ein Tagebuch und habe ständig geschrieben "Heute war nichts los" oder "Heute war es wie gestern", weil ich nicht dazu kam, was zu schreiben. Widersinnig, irgendwie. Ich weiß. Mal schauen, ob ich das Tagebuch wiederbeleben kann.
  • Die Schule war heute wieder ziemlich leer. Wie damals bei den Schulschließungen. 76 Kinder und 4 Lehrer waren krank. Die Hälfte der Personen, die normalerweise die Schule bevölkern. Corona ist es wohl nicht, aber es gibt ja auch noch andere Infektions-Erkältungskrankheiten.
  • Es war kurz von Distanzunterricht die Rede. Aber solange wir frühzeitig wissen, wie viele Kinder am nächsten Tag zur Schule kommen und somit planen können, kommen wir auch ohne Distanzunterricht aus. Warum ohne Not Kinder nach Hause schicken.
  • Ich lasse jetzt (und in den nächsten Tagen / Wochen) mal die letzten Monate Revue passieren. Also nicht wundern, wenn es plötzlich zwischen dem 14.05. und dem 28.11. noch weitere Tagebucheinträge gibt. ;)
  • Es war mal wieder Morgensingen. Strahlende Gesichter. Vor der Bühne. Nach de, Unterricht. ......... Und auf der Bühne. Online ist schön. Live vor Ort mit den Kindern ist schöner. Irgendwie.
  • Morgen beginnt das Stadtradeln. Natürlich bin ich mit dabei. (Okay: "natürlich" - beim letzten Mal habe ich mich ja Oberarmbruch-bedingt zurückhalten müssen.) Um mich selbst zu irritieren, gibt es mich aber doppelt. Einmal als "Markus Kremer" im "Team T-Rektor". Einmal als "Schulleiter (fährt hier nicht mit) als Team-Captain der "Grundschule Altenautal".
  • Warum gibt es mich doppelt? Ich möchte meine privaten Kilometer nicht in den Schulwettkampf einfließen lassen. Ich denke mal, dass demotiviert die Kinder, die sich am Wettkampf beteiligen, eher. Außerdem kann ich, wenn ich im Schulteam antrete, nicht als Einzelfahrer antreten und gewertet werden. Das möchte ich aber. Daher "Team T-Rektor".
  • Kleiner Ansporn für mich: pro von mir gefahrenem Fahrradkilometer spende ich einen Cent an den Förderverein unserer Schule. Wer mitspenden will, kann sich gerne bei mir melden. Da ich aber eine niedrige vierstellige Kilometerleistung anpeile, würde ich einen Cent pro Kilometer empfehlen. ;)
  • Eben saß ich in meinem Büro, die Fenster waren offen, Vögelgezwitscher dran herein. Da drängte sich etwas anderes dazwischen, Eine Gitarre, Kinderstimmen, leise, lauter. Schön. Draußen auf dem Schulhof saß ein 2. Schuljahr mit ihrer Musiklehrerin und war am Singen. Frühlingslieder. Die "Jahresuhr" von Rolf Zuckowski. Andere Lieder. ... Besser als jedes Radio. *freu*
Ein Rückblick auf 2020:

13. März 2020, 13:32 Uhr. Im Emailpostfach unserer Schule landete eine Mail aus dem Schulministerium in Düsseldorf.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit erhalten Sie weitere Informationen zum Umgang mit dem Corona-Virus im Schulbereich.
1. Ruhen des Unterrichts ab Montag bis zum Beginn der Osterferien
Alle Schulen im Land Nordrhein-Westfalen werden zum 16.03.2020 bis zum Beginn der Osterferien durch die Landesregierung geschlossen. Dies bedeutet, dass bereits am Montag der Unterricht in den Schulen ruht. ....
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Jetzt ist der Tag der Schulschließungen schon 2 Jahre her. Vieles hat sich dadurch verändert. Es gab viel Anstrengendes, Nerviges, Notwendiges. Es gab aber auch schöne, spannende Neuerungen.
Was mir aber rückblickend an die Zeit immer noch am meisten fehlt sind die Kinder und ihr Lachen in der Schule. 7 Wochen lang herrschte damals von einem Tag zum anderen und unerwarteter Weise Stille in der Schule. Es war zu still.
Die Schule sollte ein Ort der Freude sein, ein Ort, wo sich die Kinder treffen, lernen und Spaß haben. Kein Ort, der aufgrund äußerer Umstände wochenlang oder monatelang verwaisen muss.
Das gilt hier bei uns - aber auch überall auf der Welt, wo Schulen notgedrungen leer stehen müssen.
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Hinweis: Passend zum 2. Jahrestag gibt es in der kommenden Woche eine Ausgabe des Podcast:Altenautal der Grundschule Altenautal mit einem Rückblick auf die Zeit nach dem 13. März 2020.
  • Die Sonne strahlt hell und warm durch mein Fenster hinein ins Büro. Draußen zwitschern die Vögel dem Frühling entgegen. Es ist schön hier.
  • Ein Kind hat ein anderes Kind auf dem Schulhof geschlagen. Im Gespräch erklärt es mir: Natürlich musste ich Kind a schlagen, schließlich wollte er nur noch mit Kind b spielen und mit mir nichts mehr zu tun haben. Da darf ich das doch.
    Nein - das ist so nicht passiert. Aber erinnert das irgendwen an eine aktuelle Situation? *kopfkratz*
  • Heute habe ich noch einmal ein paar Gespräche mit Kindern geführt bzw. bin bei Gesprächen in Klassen dabei gewesen. Es ging hauptsächlich um Sachfragen, aber auch um das persönliche Risiko vor Ort. Ums Beruhigen der Kinder.
  • Was ich dabei immer wieder betone: die Angreifer sind nicht "Die Russen". Der Angriff wurde durch Wladimir Putin, dem russischen Präsidenten, gestartet. Auf "die Russen" muss man also nicht wütend sein. 
  • Stichwort "Angst": ich weiß noch, wie ich vor 40 Jahren abends (meine Eltern waren nicht da) nach der Tagesschau mit meinem großen Bruder zusammen im Bett lag. Er hielt mich im Arm. Was war passiert? In den Nachrichten hatten sie von einem amerikanischen Angriff auf Libyen (?) oder auf den Libanon (?) erzählt. Gefühlt war es Libyen, aber zeitlich eigentlich müsste es die amerikanische Reaktion nach dem Anschlag in Beirut 1983 gewesen sein. Aber: wann spielt keine Rolle. Was eine Rolle spielt: ich weiß noch, wie viel Angst ich damals als Kind hatte und wie gut es tat, dass mein großer Bruder Zeit für mich hatte und für mich da war. Das tat damals gut - das tut auch den Kindern heute in der Situation gut. 
  • Mit der Klasse 4 hatte ich heute eine sehr interessante Stunde. Es ging um den Krieg in der Ukraine, um die geschichtlichen Hintergründe, um die Gründe (die echten und die vorgeschobenen) von Putin. Es ging darum, dass nicht "alle Russen doof sind". Es ging darum, dass Atomwaffen eine Drohung sind, aber keine realistisch einsetzbaren Waffen. Wie so oft denke ich mir: warum fehlt einigen Erwachsenen das, was Kinder bereits drauf haben. Oder anders ausgedrückt: Kinder an die Macht
  • Es ist 22:30 Uhr. Vor einer halben Stunde startete meine Nichte in Frankfurt am Flughafen. Sie reist für 4 Monate zum "Social Work" nach Namibia. Reist auf meinen Spuren - denn vor 28 Jahren war ich auch bereits dort. Ich freue mich für sie, freue mich auf die prägenden Erfahrungen in Namibia. Und ich denke gerade, ob auch Kinder unserer Schule diese Gelegenheit in Zukunft - an der Grenze zwischen Jungend und Erwachsensein - mal nutzen werden, nutzen können. Ich fände es schön.
  • Der Karnevalsumzug ist online. Einen Beitrag hier auf der Homepage gibt es heute Abend auch noch. Aktuell gab es bereits 200 "Views" und 10 "Gefällt mir". (Und ein "gefällt mir nicht" - okay, kann ich verstehen. Siehe mein Tagebucheintrag von gestern.)